Was tun im Notfall?

Anaphylaktischer Schock

Anaphylaxie - Das Wichtigste vorab

Ein anaphylaktischer Schock ist lebensbedrohlich. Innerhalb weniger Minuten kann die pathologische Akutreaktion des Immunsystems fatale Folgen haben – etwa Organversagen, Atemnot und Kreislaufstillstand. Umso wichtiger, die Anzeichen einer Anaphylaxie zu erkennen und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten. Das gilt für Medizinerinnen und Mediziner sowie für die Menschen mit Allergien selbst. Und natürlich, wenn du Personen mit Anzeichen eines anaphylaktischen Schocks helfen möchtest.

Hast du selbst bereits Erfahrungen mit Symptomen einer anaphylaktischen Reaktion gemacht? Dann hast du sicher ein Notfallset parat. Falls nicht, solltest du dir eines besorgen. Erkennst du bei einer anderen Person Symptome einer Anaphylaxie? Dann leiste sofort Erste Hilfe und rufe den Notarzt.

Wichtige Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Anaphylaxie

1. Entferne den Auslöser (z. B. den Bienenstachel)
2. Wende Notfall-Medikamente an (z.B. Adrenalin-Autoinjektor, das Antihistaminikum oder das Kortisonpräparat aus dem Notfallset)
3. Notarzt rufen
4. Entferne enge Kleidungsstücke
5. Besteht Atemnot? Dann hilft eine sitzende Haltung
6. Bei Schocksymptomen sorge für eine Schocklage (Hochlagerung der Beine, ca. 30 Grad)
7. Bei Bewusstlosigkeit sorge für eine stabile Seitenlage
8. Kontrolliere die Lebenszeichen (Puls/Atem)
9. Bei fehlenden Lebenszeichen leite Wiederbelebungsmaßnahmen ein

Noch besser: vorbeugen

Wenn du selbst schon Erfahrung mit einer anaphylaktischen Reaktion gemacht hast, beuge einer erneuten Extremsituation lieber vor. Zum Beispiel mit einem Notfallset. In der Regel verordnet dir deine Ärztin bzw. dein Arzt nach einer starken allergischen Reaktion alle erforderlichen Notfall-Medikamente.

 

Patientenreportage: Constanzes allergische Reaktion nach einem Insektenstich

Constanze P. berichtet über ihre Reaktion nach einem Insektenstich. Doch woran erkennst du eine lebensbedrohliche Entwicklung nach einem Insektenstich? Und kannst du deine Allergie mit einer Hyposensibilisierung stoppen? Dr. Ute Lepp beantwortet Fragen zu möglichen Behandlungen und Reaktionen bei einer Insektengiftallergie.

Was ist ein anaphylaktischer Schock?

Der Begriff Anaphylaxie umfasst eine den ganzen Körper umfassende Akutreaktion des Immunsystems. Die anaphylaktische Reaktion kann zu einer lebensbedrohlichen Reaktion führen. Der anaphylaktische Schock stellt dabei die schwerste Form der Anaphylaxie dar: das – schlimmstenfalls tödliche – Versagen des Kreislaufs. Durch die Unterversorgung mit Blut führt der Kreislaufzusammenbruch zum Multiorganversagen. Eine andere von vielen verschiedenen möglichen anaphylaktischen Reaktionen ist die Schwellung des Kehlkopfes und damit der Verschluss der Atemwege. In leichterer Ausprägung treten Symptome wie Juckreiz oder Hautausschlag auf. Eine anaphylaktische Reaktion kann auf jeder Stufe zum Stillstand kommen oder bis zur Maximalvariante, dem anaphylaktischen Schock durchlaufen.

Genaugenommen passiert bei einem anaphylaktischen Schock dasselbe wie bei jeder anderen allergischen Reaktion – nur in extrem starkem Ausmaß. Im Organismus, der nach einem Erstkontakt mit einem betreffenden Allergen bereits sensibilisiert worden ist, kommt es bei einem weiteren Kontakt zu einer Sofortreaktion und zur Freisetzung des Botenstoffs Histamin.

Bei einem anaphylaktischen Schock wird Histamin in sehr großen Mengen freigesetzt – mit lebensbedrohlichen Folgen. Eine davon ist die schlagartige Erweiterung der Blutgefäße, eine andere das Zusammenziehen der glatten Muskulatur. Wenn alle Blutgefäße weit gestellt sind, führt das zu einem drastischen Blutdruckabfall – und im schlimmsten Fall zum Kreislaufversagen. Die lebenswichtigen Organe können nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden, was in der Konsequenz zum Tod führen kann.

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Wodurch kann ein anaphylaktischer Schock ausgelöst werden?

Ein anaphylaktischer Schock kann durch die unterschiedlichsten Allergene verursacht werden. Besonders häufige Auslöser sind Nahrungsmittel, wie z.B. Erdnüsse, Hühnereier, Sellerie und Meeresfrüchte, ebenso wie Insektengifte. Außerdem können Medikamente einen anaphylaktischen Schock auslösen.

 

Häufige Auslöser schwerer anaphylaktischer Reaktionen im Überblick

Auslöser Kinder Erwachsene
Nahrungsmittel 58 % 16 %
Insektengifte 24 % 55 %
Arzneimittel 8 % 21 %

 

Außerdem gibt es einige Zusatzfaktoren, die eine Anaphylaxie in Kombination mit einer vorliegenden Allergie begünstigen. Dazu gehören:

  • akuter Infekt,
  • körperliche Anstrengung,
  • Alkohol,
  • Stress.

Das Gefährliche daran: Viele Betroffene wissen gar nicht, dass sie an einer Allergie leiden. Bis es möglicherweise zu einer Extremreaktion kommt. Das gilt besonders für Allergene, mit denen wir im täglichen Leben selten in Kontakt kommen – beispielsweise Insektengifte oder bestimmte Medikamente. Theoretisch kann also jeder einen anaphylaktischen Schock erleiden. Grund genug, auch kleinste Hinweise auf eine eventuelle allergische Reaktion ernst zu nehmen.

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Was sind die typischen Symptome einer Anaphylaxie?

Bereits beim Auftreten erster Symptome solltest du an eine mögliche anaphylaktische Reaktion denken. Erste Anzeichen einer sich anbahnenden Anaphylaxie können Übelkeit oder ein Kribbeln in Händen und Füßen sein. Die Anzeichen können in unterschiedlicher Reihenfolge und Ausprägung auftreten. Während sich die anaphylaktische Reaktion bei einigen Betroffenen z.B. nur in Hautreaktionen oder einer vorübergehenden Atemnot äußert, kommt es bei anderen Allergikern innerhalb weniger Minuten zum Zusammenbruch des kompletten Organismus. Vorsicht ist besonders bei plötzlich auftretenden Symptomen geboten. Generell gilt die Faustregel: je schneller sich die Symptome bemerkbar machen, umso gefährlicher ist die Situation.

Manche Patientinnen und Patienten empfinden zu Beginn ein „Gefühl drohenden Unheils“.

Anaphylaxie-Symptome

 

Anaphylaktische Reaktionen werden in vier Schweregrade eingeteilt:

Je nachdem, auf welcher Stufe eine anaphylaktische Reaktion zum Stillstand kommt oder ob sie bis zum Ende, dem anaphylaktischen Schock durchläuft, wird sie in vier Schweregrade unterteilt:

Schweregrad Symptome
1. Leichte Allgemeinreaktion (meistens nur die Haut betreffend)

Rötung

Quaddeln

Kopfschmerzen

Unruhe

2. Ausgeprägte Allgemeinreaktion

Kreislaufprobleme

Pulsveränderungen

Luftnot

Stuhl- und Urindrang

3. Bedrohliche Allgemeinreaktion

Atemnot

krampfartiges Zusammenziehen der Bronchien

Bewusstseinseintrübungen

4. Vitales Organversagen

Atemstillstand

Kreislaufstillstand

Anaphylaktischer Schock – soweit muss es nicht kommen

Eine Anaphylaxie ist ein medizinischer Notfall. Soweit musst du es nicht kommen lassen. Wurde bei dir beispielsweise schon eine Allergie – zum Beispiel gegen Bienen- oder Wespengift – festgestellt, solltest du eine Allergie-Immuntherapie (auch Hyposensibilisierung genannt) in Betracht ziehen. Eine Allergie-Immuntherapie kann dich, wie nahezu alle Betroffenen, vor (erneuten) systemischen Stichreaktionen schützen.

Möchtest du auf Nummer sicher gehen? Dann besorge dir ein Allergie-Notfallset mit einem Antihistaminikum, einem Kortisonpräparat und einem Adrenalin-Autoinjektor. Achte bei der Zusammenstellung darauf, dass das Antihistaminikum und das Kortison als flüssige Präparate zur Verfügung stehen. Diese eignen sich besser, als Tabletten und können ohne zusätzliche Flüssigkeit eingenommen werden. Außerdem könntest du die Tabletten im Ernstfall vielleicht gar nicht oder nur schwer schlucken, wenn deine Mund- und Rachenschleimhäute nach einer allergischen Reaktion angeschwollen sind.

Bestandteile eines Allergie-Notfallsets

• Adrenalin-Autoinjektor
• H1-Antihistaminikum (flüssig oder als Tablette)
• Glukokortikoid (flüssig oder als Tablette)
• bei Asthma bronchiale ein inhalatives Adrenalinpräparat (optional)
• schriftliche Anleitung zur Anwendung

Ein Notfall-Set stellt deine Ärztin oder dein Arzt mit dir zusammen, wenn es bei dir nach einem Allergenkontakt, wie z.B. einem Insektenstich, zu einer allergischen Allgemeinreaktion gekommen ist.

Eine weitere wichtige Vorbeugungsmaßnahme, insbesondere bei Latex-, Arzneimittel- oder Lebensmittelallergien, ist es, den Kontakt mit entsprechenden Allergenen zu vermeiden. Darüber hinaus solltest du in kritischen Situationen, zum Beispiel nach einem Insektenstich, besonders sorgfältig auf eventuelle Symptome einer anaphylaktischen Reaktion achten. Zudem ist es sinnvoll, deutlich sichtbar einen Hinweis bei dir zu tragen, worauf du allergisch bist.

Besteht der Verdacht einer Anaphylaxie, sollte umgehend der Notarzt gerufen und Erste Hilfe geleistet werden. Bei Anzeichen eines Schocks kommt es vor allem auf schnelles, entschiedenes Handeln an.

Ärztliche Notfallmaßnahmen beim anaphylaktischen Schock:

Bei Schockzuständen setzen Ärztinnen und Ärzte Adrenalin ein, um eine Verengung der Blutgefäße, eine verbesserte Herz-Kreislauf-Funktion und ein Abschwellen der Schleimhäute zu erreichen:

  • Sie legen einen venösen Zugang,
  • sie verabreichen ein Antihistaminikum und Kortison, um die allergische Reaktion einzudämmen.
  • Außerdem leiten die behandelnden Ärztinnen und Ärzte eine Volumenersatztherapie ein.

Betroffene sollten nach einer anaphylaktischen Reaktion auf jeden Fall einen Allergietest durchführen lassen. So können sie die Ursache eingrenzen und den Kontakt mit auslösenden Allergenen künftig vermeiden.

Nach Anaphylaxie Allergietest durchführen lassen

Der anaphylaktische Schock stellt eine allergische Extremreaktion des Organismus dar und kann innerhalb kurzer Zeit zu einer lebensbedrohlichen Situation führen. Zeigen sich bei dir oder bei einer Person in deinem Umfeld mögliche Symptome einer Anaphylaxie, sollte deshalb umgehend Erste Hilfe geleistet und ein Notarzt gerufen werden.

Nach einer Anaphylaxie sollten Betroffene einen Allergietest durchführen lassen, um das auslösende Allergen zu identifizieren. Wenn due bereits eine anaphylaktische Reaktion erlitten hast, solltest du ein Allergiker-Notfallset mit dir führen, um rechtzeitig Gegenmaßnahmen einleiten und das Entstehen eines lebensbedrohlichen Schockzustandes vermeiden zu können.

Wenn du deine Allergien testen möchtest, finde hier eine Praxis in deiner Nähe.

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Redaktionsrichtlinien

Allergiecheck macht Allergiewissen verständlich für jeden und hält sich dafür an ein aufwendiges Redaktionsverfahren. Wir legen zum Beispiel Wert auf aktuelle und verlässliche Informationsquellen. Expertinnen und Experten der medizinischen Abteilung überprüfen unsere Inhalte, bevor wir sie an dich weitergeben. Das Experten- sowie auch das Redaktionsteam bemühen sich, jederzeit genau, gründlich, klar und objektiv zu sein. Unsere Redaktionsrichtlinien erklären im Detail, wie wir dies tun.

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